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Distrikts-Historie

Geschichte der SPD Jarrestadt

Seit Grundsteinlegung der Jarrestadt Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts haben Sozialdemokraten dort Politik gestaltet. Den Distrikt Jarrestadt als eigene Organisationseinheit gibt es aber erst seit Ende der 40er Jahre.

Die Gründungszeit

Der SPD-Distrikt Jarrestadt wurde im Frühjahr 1947 gegründet. Damals wurde der Distrikt Winterhude-Süd in die Distrikte Mühlenkamp und Jarrestadt aufgeteilt. Die Gründe, die zur Teilung führten, lassen sich aus den vorhandenen Unterlagen nicht entnehmen.

Möglicherweise war die ungleiche Sozialstruktur der Bewohnerschaft der beiden Süd-Winterhuder Ortsteile und die damals notwendige unterschiedliche Ausrichtung der Wahlkämpfe Anlass für die Teilung. Das Mühlenkamp-Quartier wurde nach dem Krieg durch die besonders um den Schinkelplatz und in der Geibelstraße wohnende Arbeiterschaft geprägt. Die SPD stand im direkten Wettbewerb mit der dort starken KPD. In der erst Ende der 20er Jahre errichteten Jarrestadt wohnten hingegen aufgrund der höheren Mietenstruktur der Neubauwohnungen vor allem Facharbeiter-, Angestellten- und auch Beamtenfamilien, die deutlich sozialdemokratischer ausgerichtet waren.

Die letzte gemeinsame Distriktsveranstaltung von Winterhude-Süd fand wahrscheinlich am 11. Dezember 1946, 19.30 Uhr, in der Schule Forsmannstraße mit dem Referenten Willi Elsner statt.

Im Halbjahresbericht Januar bis Juni 1947 des Bezirkes 112, der zum Distrikt Jarrestadt gehört, wird festgehalten, dass die Bezirksabende im Januar, Februar und März 1947 aufgrund der nicht heizbaren Versammlungsräume ausgefallen sind.

Mit der ersten Distriktsversammlung des neuen Distriktes Winterhude-Mühlenkamp am Dienstag, 8. April 1947, 19 Uhr, war die Aufteilung des Distriktes Winterhude-Süd besiegelt. Als Referent in der Aula der Heinrich-Hertz-Schule, sprach Herbert Wehner. Die vermutlich erste Distriktsversammlung im neuen Distrikt Winterhude-Jarrestadt war die Distriktsleiterwahl am 18. April 1947 im Biedermann-Haus, Jarrestraße 27. Die erste im "Hamburger Echo" überlieferte Versammlung fand am Dienstag, dem 27. Mai 1947, 19:30 Uhr im Biedermann-Haus statt. Referent war der frühere Reichstagsabgeordnete Gustav Dahrendorf zum Thema "Unsere Stellungnahme zur SED".

Erster Vorsitzende (Distriktsleiter) des SPD-Distriktes Jarrestadt wurde Friedrich (Fritz) Born, wohnhaft Wiesendamm 22, von 1947 bis 1948. Er war seit 1945 Vorsitzender des Distriktes Winterhude-Süd gewesen. Vor 1933 hatte er im Distrikt Harvestehude-Hoheluft den Bezirk 14/15 geleitet.

Der erste, 1947 gewählte Distriktsvorstand der SPD-Jarrestadt, bestand neben Fritz Born (Vorsitzender) aus Rudolf Schlössinger (Stellv. Vorsitzender), Karl Pohl (Propaganda), Wilhelm Sachau (Kassierer), Martha Gräper (Frauenleiterin), Kurt Kruckenberg (Kulturleiter), Gerda Heide (Schriftführerin), Gerd Pump (Jugendvertreter), Hans Beck (Pionierleiter), Hans Röber (Vors. des Kommunalpolit. Ausschusses) und Willi Neckermann (Selbst. Gewerbetreibende).

Aus der Jarrestadt in den Bundestag

Eine besondere Rolle spielte in diesen Jahren der Malermeister Arthur Busch (*1900,+1982). Er war seit 1920 Mitglied der SPD und wurde von den Nazis 1934 bis 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat inhaftiert. Arthur Busch wohnte am Hanssensweg 9. In den 50er Jahren verzog er nach Fuhlsbüttel, blieb aber noch bis 1966 Mitglied in der Jarrestadt.

Die SPD war damals in 14 Kreise gegliedert, erst zum 1. April 1950 wurde die Zahl auf 7 Kreise verringert. Einer dieser 14 Kreise war der Kreis II mit dem Gebiet Eppendorf, Winterhude-Nord und Winterhude-Süd. Von 1947 bis 1950 war Arthur Busch der Vorsitzende dieses SPD-Kreises, zu dem auch die Jarrestadt gehörte.

Bei der ersten Bürgerschaftswahl im Jahre 1946 kandidierte Arthur Busch im Wahlbezirk 14 (Alsterdorf und Winterhude) und erhielt von allen 21 Kandidaten in diesem Wahlbezirk mit 16.254 die meisten Stimmen. 1949 gewann er den Wahlkreis 45, der die Jarrestadt und Teile von Winterhude-Nord und Alsterdorf umfasste. Bei der Bürgerschaftswahl 1953 kandidierte er im Wahlkreis 41 (Jarrestadt und Teile von Mühlenkamp und Winterhude-Nord) und unterlag dem Kandidaten des Hamburg-Blocks, zog aber über Platz 27 der SPD-Landesliste in die Bürgerschaft ein. 1957 stand Arthur Busch auf Platz 25, 1961 auf Platz 22 der Landesliste. Er blieb bis Anfang 1962 Bürgerschaftsabgeordneter als er für Irma Keilhack, die Senatorin wurde, in den Bundestag nachrückte, dem er bis 1965 angehörte. Bis 1964 war er Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft selbständig Schaffender in der SPD.

Aufbaujahre

1948 wurde der Oberinspektor bei der AOK Walther Degen (*1899, +1995), wohnhaft Georg-Thielen-Gasse 5, zum neuen Vorsitzenden in der Jarrestadt gewählt. Er blieb dies bis 1964. Walther Degen war bereits von 1918 bis 1933 SPD-Mitglied und wurde 1948 einige Monate, bevor er Vorsitzender wurde, zum Stellvertretenden Distriktsvorsitzenden gewählt. Auch nachdem er 1964 den Vorsitz abgegeben hatte, gehörte er weiterhin dem Vorstand bis 1966 an.

Der folgende Auszug aus einem Versammlungsbericht des Bezirks 112b des Distriktes Jarrestadt vom 25.02.1948 zeigt, dass sich die Bildungsarbeit der SPD nicht auf politische Themen beschränkte: "Am 13. Febr. 1948 führten wir einen med. Vortrag durch. Thema: Geschlechtskrankheiten mit Lichtbildern. Es sprach Dr. med. E. Beggerow. Besucherzahl 150, sehr viele Jugendliche. Der Vortrag fand regen Beifall."

Anders beurteilte der Genosse Duve in einem Versammlungsbericht des Bezirks 112 den Bezirksabend zum Thema "Sozialistische Jugendbewegung" am 1.6.1948 mit dem Referenten Emil Bohmgaren, der von 37 Teilnehmern besucht war: "Die Versammlung folgte mit Aufmerksamkeit, aber die Zahl der wirklich Interessierten ist immer klein und es sind immer die gleichen Genossen, die mitgehen, der entscheidende Teil an jugendlichen Genossen fehlt. Jedoch ist dieser Zustand nur dann zu ändern, wenn es gelingt andere Lebensbedingungen zu schaffen. Der heutige Zustand erfüllt die Menschen nur noch mit Gedanken, die um den täglichen Lebensunterhalt (kreisen)."

Walther Degen war von 1949 bis 1966 Bezirksabgeordneter in Hamburg-Nord. Seine Wertschätzung auf Kreisebene zeigt sich darin, dass er stets auf vorderen Plätzen der Bezirksliste stand, nämlich 1949 und 1961 auf Platz 7, 1953 und 1957 auf Platz 5. Er rückte zweimal in die Bürgerschaft nach und gehörte ihr von Februar 1960 bis November 1961 und von Oktober 1965 bis April 1966 an.

Ein weiterer Bezirksabgeordneter aus der Jarrestadt war von 1949 bis 1953 der Angestellte Fritz Walter (geb. 1902), wohnhaft Großheidestraße 41. Er war Mitglied des Distriktsvorstands als Vorsitzender des kommunalpolitischen Arbeitskreises von 1951 bis 1954.

Ab Oktober 1952 wurde das SPD-Mitteilungsblatt "Die Jarrestadt" herausgegeben, das wesentlich von Walther Degen mitgestaltet und betreut worden ist. Im Jahre 1952 gab es im Distrikt eine Jungsozialisten-Gruppe und eine Falken-Gruppe, die mit Veranstaltungen, zeitweise auch öffentlichen Tanzveranstaltungen, von 1952 bis 1969 auftrat. 1962 wurde der Kulturkreis Jarrestadt gegründet.

1964 wurde der Beamte Ernst Köhler (*1908, +1972), wohnhaft zunächst Saarlandstraße 11, später Lachnerstraße 1 a, Distriktsvorsitzender. Er blieb dies bis 1968. Ernst Köhler war bereits von 1952 bis 1954 als Elternratsvertreter im Distriktsvorstand. Anschließend war er bis 1964 Stellvertretender Vorsitzender. Auch nach der Abgabe des Distriktsvorsitzes war er bis 1970 im Vorstand. Daneben war Ernst Köhler mindestens seit 1966 bis zu seinem Tode am 1.2.1972 auch Vorsitzender des Bezirkes 112a und seit 1957 auch Bezirksabgeordneter. Ernst Köhler hat sich durch Gewissenhaftigkeit, Einsatzfreude und seine Fähigkeit zum Ausgleich die besondere Wertschätzung seiner Parteifreunde erworben.

In seinem Bericht des Propagandaleiters zur Hauptversammlung am 22.02.1966 schreibt Walter Endorff (Propagandaleiter von 1962 bis 1968): "Zur Bundestagswahl haben wir ca. 140 Stellschilder und fast 500 Pappen beklebt, herausgestellt, überholt und überwacht und nach dem Einholen wieder gesäubert und repariert. (...) Leider, und das muß ich heute einmal ganz besonders betonen, liegt die gesamte Arbeit auf wenigen Schultern. Etwa 20 Genossen haben sich bereit gefunden zu helfen. (...) Einige wenige sind fast jedes Mal anwesend und haben teilweise bis zu 300 und mehr Stunden geholfen." Für den anschließenden Bürgerschaftswahlkampf plante er, 170 Stellschilder rauszustellen.

Im Jahr 1966 erzielte die SPD in der Jarrestadt 1966 mit Bürgermeister Prof. Weichmann mit 61,7 % der Stimmen das beste Ergebnis, dass sie jemals bei Wahlen erreichte.

Generationswechsel

Mit dem damals 25-jährigen Gerichtsreferendar und späteren Rechtsanwalt Wolfgang Curilla (*1942), wohnhaft zunächst Großheidestraße 43, dann Kaemmererufer 20, wurde 1968 erstmals ein sehr junges Mitglied zum Distriktsvorsitzenden gewählt. Dies geschah in einer Kampfabstimmung gegen Fridolin Wetzel. Wolfgang Curilla hatte schon seit 1968 dem Distriktsvorstand als Schriftführer angehört und war eigentlich als Stellvertreter vorgesehen.

Der Generationswechsel wurde dadurch verstärkt, dass der nur wenig ältere Klaus Hansen gegen den vorherigen Distriktsvorsitzenden Köhler zum Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde. Zweimal wurden 1969 gegen ihn Misstrauensanträge gestellt, die knapp scheiterten. Ende 1969 legte Klaus Hansen sein Amt als Stellvertretender Vorsitzender nieder und zog aus der Jarrestadt fort. 1978 wurde er für den Kreis Mitte Bürgerschaftsabgeordneter, verstarb aber früh im Jahre 1982.

In der Bundestagswahl 1969, die der Distrikt vor allem auf den Bundeswirtschaftsminister Prof. Karl Schiller abstellte, wurde mit 58,9 % das beste Ergebnis erreicht, das die SPD in der Jarrestadt jemals erzielte. Dieses Ergebnis konnte 1976 mit Bundeskanzler Helmut Schmidt noch einmal eingestellt werden. Diese Erfolge sind das Verdienst vieler Vorstandsmitglieder, wie z.B. des langjährigen Beisitzers für Werbung, Werner Groß, und vieler Helfer.

1973 wurde der Altenkreis Jarrestadt von älteren Sozialdemokraten gegründet. Er führte regelmäßige Treffen und Ausfahrten durch. Die Leitung hatte zunächst Hans Möller, ab 1983 August Kahlstorff, der auch Seniorenvertreter im Distriktsvorstand war. 1969 bildete sich eine Arbeitsgruppe junger Sozialdemokraten. 1976 gab es eine Mieterberatung. 1978 wurde das Spielhaus Jarrestadt eröffnet.

Wolfgang Curilla war von 1969 bis 1970 Mitglied im Kerngebietsausschuss. 1970 wurde er in die Bürgerschaft gewählt, der er bis 1997 angehörte. Von 1978 bis 1986 war er Hamburgs erster Umweltsenator, danach bis 1991 Justizsenator und schließlich bis 1993 Finanzsenator. 1994 kandidierte er im Wahlkreis Hamburg-Nord als Direktkandidat für den Bundestag, unterlag aber dem CDU Landesvorsitzenden Fischer. Wolfgang Curilla gehörte von 1976 bis 1991 dem Geschäftsführenden Kreisvorstand der SPD Hamburg-Nord an. Nachdem er 1978 Senator geworden war, kandidierte er nicht wieder für den Distriktsvorsitz, blieb aber bis Anfang 2000 - insgesamt 34 Jahre - Mitglied im Vorstand.

Grundlagen für die Zukunft

Neuer Vorsitzender wurde 1978 der Verwaltungsangestellte Felix Freyer (*1931,+1999), wohnhaft zunächst Glindweg 2, später Goldbekufer 9. Er war bereits von 1970 bis 1978 Stellvertretender Vorsitzender gewesen. Auch als er nach sechs Jahren Vorsitz 1984 nicht wieder antrat, blieb er als Kassierer bis 1994 Mitglied im Vorstand. Er war lange Jahre Mitglied des Kerngebietsausschusses und von 1970 bis 1991 Bezirksabgeordneter.

Große Verdienste für den Distrikt erwarb sich Felix Freyer beim Kulturkreis Jarrestadt und durch die Veranstaltung von Volksfesten, womit durch ihn wie durch keinen anderen die finanzielle Basis des Distriktes entscheidend verbessert wurde. Das besondere Engagement Felix Freyers bestand in der Kommunalpolitik, z.B. hinsichtlich des Baus des Spielhauses, in Fragen der Verkehrsberuhigung und der Kampnagel-Fläche sowie gegen die Umweltverschmutzung der Wäscherei Wulff in der Jarrestraße.

1984 wurde der Verwaltungsangestellte Fridolin Wetzel (*1921, +1988), wohnhaft ursprünglich Novalisweg 2, später Wesselyring 9, zum Distriktsvorsitzenden gewählt, was er bis zu seinem Tode am 18.12.1988 blieb. Mit seinem nimmermüden Einsatz, vielen Anregungen und großem Idealismus hat er sich um den Stadtteil und die SPD in der Jarrestadt verdient gemacht.

Er war bereits von 1960 bis 1964 als Elternratsvertreter Mitglied im Distriktsvorstand, dann bis 1968 Stellvertretender Vorsitzender. 1968 wurde er von der Verwaltungssitzung der Hauptversammlung als Distriktsvorsitzender vorgeschlagen. Nach seinem Rücktritt als Kreisgeschäftsführer und Bezirksabgeordneter unterlag er jedoch bei der Wahl Wolfgang Curilla. Danach ging Fridolin Wetzel auf Distanz zum neuen Vorstand. Er blieb aber Vorsitzender des Bezirks 112, was er von 1956 bis 1972 war und worin seine Machtbasis im Distrikt bestand. 1972 bis 1974 wurde er als AWO-Vertreter wieder in den Distriktsvorstand gewählt. 1974 bis 1976 war er Kulturleiter und 1978 bis 1984 erneut Stellvertretender Vorsitzender. Daneben engagierte sich Fridolin Wetzel im Kulturkreis Jarrestadt und im Spielhaus Jarrestadt, wo er zunächst Zweiter, danach bis zu seinem Tode Erster Vorsitzender war. Fridolin Wetzel war von 1961 bis 1968 Mitglied des Kerngebietsausschusses, von 1966 bis 1968 und von 1980 bis 1982 Bezirksabgeordneter. Dass er im Jahre 1980 wieder Bezirksabgeordneter und 1984 Distriktsvorsitzender wurde, war für ihn eine Genugtuung.

Nach dem Tode von Fridolin Wetzel am 18.12.1988 wurde der Verwaltungsjurist Dr. Detlef Hinsch (*1938) als Stellvertretender Distriktsvorsitzender amtierender Vorsitzender. Im September 1989 wurde er offiziell zum Vorsitzenden gewählt und blieb dies bis 1991. Dr. Detlef Hinsch war bereits von 1970 bis 1972 als Schriftführer im Distriktsvorstand. 1972 bis 1974 war er Vorsitzender des Bezirkes 1. 1974 bis 1978 war er als Bereichsbetreuer für den Bereich 1 wieder Mitglied des Distriktsvorstandes. 1978 wurde er erneut zum Schriftführer gewählt, was er bis 1984 blieb. 1984 bis 1988 war er Stellvertretender Vorsitzender. Nachdem er 1991 nicht wieder als Distriktsvorsitzender kandidierte, blieb er bis heute weiter im Distriktsvorstand. Nach Gründung des Vereins Spielhaus Jarrestadt e.V. war Detlef Hinsch lange Zeit dessen Erster Vorsitzender. Er wird besonders wegen seines abgewogenen Urteils und seiner ausgleichenden Art geschätzt. In seiner Zeit als Distriktsvorsitzender entwickelte sich nach langer Zeit die Juso-Gruppe neu.

Nach der Bürgerschaftswahl 1991 stellte der Distrikt Jarrestadt mit Jan Quast und Ronald Mahr erstmals nach langer Zeit wieder zwei Bezirksabgeordnete. Bei der Kandidatenaufstellung im Distrikt im November 1990 setzte sich der damals 24-jährige Jan Quast in einer Kampfabstimmung als Direktkandidat des Distriktes durch. Als weiterer Kandidat des Distriktes wurde Ronald Mahr (38) nominiert, von der Kreisversammlung aufgestellt und zog auf Platz 19 - die SPD erreichte 19 Sitze - in die Bezirksversammlung ein. Bei den Wahlen 1993 kandidierte Ronald Mahr nicht wieder.

Erneuter Generationswechsel

Mit dem Studenten und späteren Diplom-Politologen Matthias Loose (*1963), wohnhaft Arensweg 2, wurde im Oktober 1991 nach langer Zeit wieder ein sehr junger Distriktsvorsitzender gewählt. Matthias Loose war bereits 1990 als Organisationsleiter in den Distriktsvorstand gewählt worden und hatte sich im Bürgerschaftswahlkampf 1991 besonders engagiert. Er blieb bis April 1995 Distriktsvorsitzender, als er aus beruflichen Gründen nach Berlin umzog und den Vorsitz niederlegte. Matthias Loose war Mitglied des Kerngebietsausschusses von 1991 bis 1995 und rückte von 1994 bis 1995 in die Bezirksversammlung nach.

In seiner Zeit als Vorsitzender erfolgte am 27.03.1993 im Rahmen einer Feierstunde die Benennung des Hertha-Feiner-Asmus-Stieg bei den Neubauten auf dem Kampnagel-Gelände und am 11.05.1993 die Veranstaltung mit Kranzniederlegung zum Gedenken an den früheren Reichstagsabgeordneten Adolf Biedermann.

Nach dem Wegzug von Matthias Loose, wurde beschlossen, dass eine zwischenzeitliche Neuwahl nicht erfolgen, sondern dass der Stellvertreter Jan Quast (*1966) die Vorsitzendenfunktion bis zur Neuwahl ausüben solle. Der Bankkaufmann, Student und spätere Diplom-Kaufmann Jan Quast, wohnhaft Jean-Paul-Weg 9 später Flüggestraße 8, wurde bereits 1987 Beisitzer im Distriktsvorstand für Organisation.

1989 bis 1995 war er Stellvertretender Distriktsvorsitzender. Im Januar 1996 wurde Jan Quast dann auch offiziell von der Distriktsversammlung als Vorsitzender gewählt. Er nahm den Vorsitz des Distriktes fast 10 Jahre war. Die Stellvertreterfunktion übte von 1996 bis 1998 mit Petra Kallweit erstmals in der Distriktsgeschichte eine Frau aus.

Jan Quast wurde 1987 bürgerliches Mitglied zweier Fachausschüsse der Bezirksversammlung Hamburg-Nord und gehörte dem Kerngebietsausschuss von 1988 bis 1991 an. 1991 wurde er Bezirksabgeordneter. 1999 wurde er zum Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. 2001 konnte er erstmals als Abgeordneter in die hamburgische Bürgerschaft einziehen, während Manfred Köster als Mitglied der SPD-Jarrestadt in die Bezirksversammlung gewählt wurde. Jan Quast zeichnete sich in der Bürgerschaft schnell als Stadtentwicklungsexperte aus, so dass er bis zur Bürgerschaftswahl 2008 u.a. stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion und Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses war. Zur Bürgerschaftswahl 2008 gelang es ihm zwar nicht, sich auf einem aussichtsreichen Listenplatz im Wahlkreis Eppendorf-Winterhude durchzusetzen (die Wahlkreise wurden 2008 erstmals im Ergebnis der durch einen Volksentscheid durchgesetzten Wahlrechtsreform eingeführt). Angesichts seiner guten Platzierung auf der Landesliste konnte er aber kurz nach der Wahl doch noch in die Bürgerschaft nachrücken, nachdem der Bürgermeisterkandidat der SPD, Michael Naumann, auf sein Mandat verzichtet hatte.

Politisch hat sich Jan Quast insbesondere für die Schaffung eines Jugendtreffs für die Jarrestadt eingesetzt, der Ende 1999 eingeweiht werden konnte, und sich im Zusammenhang mit der Bebauung des Kampnagel-Geländes engagiert. Sein Engagement gilt dem Interessenausgleich zwischen Anwohnerschaft und Kampnagel-Theater. Für die Bereitstellung von 500.000 DM für Grün- und Freizeitmaßnahmen in die Jarrestadt zum Ausgleich der Kampnagel-Bebauung hat er sich verwandt.

Der im Februar 2000 gewählte Distriktsvorstand setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Jan Quast (Vorsitzender), Jürgen Reimann (Stellv. Vorsitzender), Uwe Voss (Kassierer), Dr. Detlef Hinsch (Schriftführer), Werner Groß (Werbung), Heinz Gärtner (Mitgliederbetreuung), Christiane Asphani (Frauen), Heiner Markwart, Ilhan Aydin, Jan Elliesen-Kliefoth.

Mit Heinz Gärtner ist im September 2001 ein Mitglied dieses Distriktsvorstands verstorben, das sich bereits im antifaschistischen Widerstand für die Sozialdemokratie engagiert hatte. Der Distrikt wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Im März 2002 wurde der Distriktsvorstand in der zuletzt amtierenden Zusammensetzung bestätigt; personelle Veränderungen bestanden allein darin, dass Christiane Asphani und Jan Elliesen-Kliefoth aus dem Vorstand ausschieden, während Brigitte Hartenhauer und Christian Landbeck in den Distriktsvorstand gewählt wurden.

Im September 2002 ist Werner Groß als langjähriges und engagiertes Mitglied der Jarrestädter SPD und des Distriktsvorstands verstorben. Im Distrikt hinterließ dies eine große Lücke.

Neben den Wahlen im Februar 2004, die nach dem Auseinanderbrechen des Bündnisses von CDU, FDP und Schill-Partei notwendig wurden und bei denen Jan Quast und Manfred Köster erneut in die Bürgerschaft bzw. die Bezirksversammlung gewählt wurden, waren für diesen Distriktsvorstand auch wieder kommunalpolitische Themen prägend. Bereits im Jahr 2000 war es gelungen, auf einem Grundstück der Epiphaniengemeinde am Wiesendamm/ Ecke Neckelmannstraße ein familienfreundliches Wohnprojekt für rd. 20 Familien zu realisieren. Nun sollte dies auch auf dem ehemaligen Betriebsgeländes des Tiefbauamtes an der Jarrestraße angestrebt werden.

Bei der turnusmäßigen Organisationswahlen innerhalb der Hamburger SPD wurde Jan Quast im Mai 2004 erneut als Distriktsvorsitzender bestätigt. Zugleich wurden diesmal mit Brigitte Hartenhauer und Ilhan Aydin zwei stellvertretende Distriktsvorsitzende gewählt. Kassierer wurde wiederum Uwe Voss und als Schriftführer wurde Detlef Hinsch bestätigt. Zudem wurden mit Gunda Gerlach, Manfred Köster, Heiner Markwardt und Christian Landbeck vier Beisitzer gewählt. Nach dem Ausscheiden von Gunda Gerlach wurden Sebnem Selduez und Martin Haars am 07.06.05 als weitere Beisitzer nachgewählt.

Der Distriktsvorstand tagte erstmals seit einiger Zeit wieder gemeinsam mit dem Distriktsvorstand Mühlenkamp, wobei Einvernehmen bestand, dass eine weitere Zusammenarbeit, nicht aber eine organisatorische Zusammenlegung der beiden Distrikte angestrebt würde.

Weitere Themen der Distriktsarbeit waren u.a. die Auseinandersetzung mit dem neuen Wahlrecht aber auch kommunale Themen einschl. Beteiligung an den Aktivitäten zu 75 Jahre Jarrestadt im Juni 2005.

Erneuerung und Kontinuität

Im März 2006 erfolgte schließlich nach fast zehn Jahren ein Wechsel im Distriktsvorsitz. Neuer Distriktsvorsitzender wurde Christian Landbeck (*1966). Als weitere Vorstandsmitglieder wurden Brigitte Hartenhauer und Ilhan Aydin (stellvertretende Vorsitzende), Uwe Voss (Kassierer), Detlef Hinsch (Schriftführer) sowie als Beisitzer Sebnem Selduez, Martin Haars und Manfred Köster bestätigt. Für eine weitere Mitarbeit als Beisitzer konnte Jan Quast gewonnen werden; neu in den Distriktsvorstand gewählt wurde Florian Rodenberg, während Heiner Markwardt aus dem Vorstand ausschied, aber als Revisor dem Distrikt weiterhin zur Verfügung stand.

Dieser Distriktsvorstand brachte sich mit einer Fragebogenaktion und mehreren Infoständen erneut aktiv für die Entwicklung der Jarrestadt ein. Im Übrigen warfen die Wahlen in 2008 ihre Schatten voraus, indem erstmals das neue Wahlrecht mit der Einrichtung von Wahlkreisen und der Möglichkeit, Wählerstimmen zu panaschieren oder zu kumulieren, eine Wahl zur hamburgischen Bürgerschaft und zu den Bezirksversammlungen bestimmen sollten. Der Distrikt Jarrestadt nominierte erneut Jan Quast für die Bürgerschaft, während für die Bezirksversammlung erstmals der Distriktsvorsitzende Christian Landbeck kandidierte, nachdem er seit 2001 bereits in mehreren Fachausschüssen der Bezirksversammlung sowie im Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude kommunalpolitische Erfahrungen in Hamburg-Nord sammeln konnte.

Zum Jahresende 2006 wurde die Homepage der SPD Jarrestadt erstmalig freigeschaltet.

Ab April 2008 setzte sich der Distriktsvorstand so zusammen: Christian Landbeck (Vorsitzender), Florian Rodenberg (Stellv. Vorsitzender), Antje Günther (Kassiererin), Detlef Hinsch (Schriftführer), Anke Schlagenhauf, Claudia Knopf, Jan Quast und Martin Haars.

Da Christian Landbeck für seine größer gewordene Familie keine Wohnung in der Jarrestadt fand, zog er leider nach Langenhorn um. Auch weitere Vorstandsmitglieder zogen aus der Jarrestadt weg. Zur Neuwahl im April 2010 war Jan Quast bereit, wieder als Distriktsvorsitzender zu kandidieren und wurde auch gewählt. Seine Stellvertreter wurden Claudia Knopf und Florian Rodenberg, der auch Mitglied des Regionalausschusses Eppendorf -Winterhude ist. Neu in den Vorstand wurde Markus Hahn gewählt, der auch im Vorstand des Spielhaus Jarrestadt e.V. und von Jarrestadt-Leben e.V. aktiv ist. Nachdem er bei den Wahlen im Februar 2011 zunächst ein Mandat in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord knapp verfehlte und als zugewählter Bürger u.a. im Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude Mitglied wurde, rückte er am 1. Juni 2011 als Abgeordneter in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord nach. Die Jarrestadt ist damit nach dem Wegzug von Christian Landbeck wieder in der Bezirksversammlung vertreten.

In dem vorstehenden Text wurde vor allem über Personen berichtet. Die wenigen dargestellten Männer und Frauen haben in den über 50 Jahren des Bestehens des SPD-Distriktes Jarrestadt wichtige Funktionen ausgeübt. Sie stehen aber nur als Beispiele für viele Hunderte von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die während eines halben Jahrhunderts - und auch schon lange früher - ihre Zeit, ihre Kraft, ihr Geld und manchmal - in der Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten - ihre Gesundheit und sogar ihr Leben für ihre politischen Ideen und für Ihre Ideale geopfert haben.